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Der Historiker Roger Sablonier, Professor an der Universität Zürich von 1979 bis 2006, ist am 8. Juni 2010 im Alter von 69 Jahren in Zug gestorben. Selber jenischer Abstammung, hat er sich neben seiner Haupttätigkeit, der Erforschung der Geschichte des Mittelalters, auch mit der Verfolgung der Jenischen in der Schweiz durch die Stiftung Pro Juventute im 20. Jahrhundert befasst.

Hier der Nachruf auf der website "tages-anzeiger online" der Zürcher Tageszeitung "Tages-Anzeiger" vom 11. Juni 2010:

"Zürcher Historiker Roger Sablonier gestorben

Aktualisiert um 12:03 Uhr.
Zwar war er Mittelalter-Spezialist - bekannt wurde er aber durch seine Aufarbeitung der Pro-Juventute-Aktion «Kinder der Landstrasse»: Roger Sablonier ist 69-jährig überraschend gestorben

22 Jahre lang Geschichtsprofessor an der Uni Zürich: Roger Sablonier, 2008 aufgenommen in Zug.

Roger Sablonier war 2006 als Professor an der Universität Zürich in den Ruhestand getreten, wie die Uni in ihrer in Todesanzeige vom Freitag in der «Neuen Zürcher Zeitung» (»NZZ») schreibt. Ab 1979 war er als ausserordentlicher, ab 1984 als ordentlicher Professor tätig gewesen.

Als Mittelalter-Spezialist profilierte sich Sablonier durch seine unverstellte Sicht auf jene Zeiten: Immer wieder widersprach er den mythenbeladenen Überlieferungen zur Schweizer Geschichte um 1300, zuletzt in seinem 2008 erschienenen Buch «Gründungszeit ohne Eidgenossen».


Dunkle Geschichte der Schweiz ausgeleuchtet

Aber nicht nur die weit entfernte Vergangenheit interessierte Sablonier, sondern auch jene der jüngeren Zeit. Im Auftrag des Bundes erarbeitete er eine historische Studie über ein besonders dunkles Stück Schweizer Geschichte: die Pro-Juventute-Aktion «Kinder der Landstrasse». Das Interesse an diesem Thema hatte auch persönliche Gründe: Sabloniers Vater war selbst Jenischer.

Im Rahmen der Aktion waren 1926 bis 1972 mehr als 600 Kinder ihren fahrenden Eltern weggenommen worden. Damit wollte man das «Vagantenübel» bekämpfen. Die Studie spricht von einer eigentlichen Verfolgung einer Minderheit, von einem Modellfall der Diskriminierung. Sie löste landesweit Erschütterung aus.

Roger Sablonier wurde am 16. April 1941 in Uster ZH geboren. Er studierte in Zürich, Paris und Barcelona. Ab 1972 war er an der Uni Zürich tätig, wo er 1977 habilitierte. Am vergangenen Dienstag, den 8. Juni 2010, starb er unerwartet an einem Herzversagen, wie aus der Todesanzeige der Familie hervorgeht. (ep/sda)"



Soweit der online-Artikel, der für die Printversion gleichen Datums im Zürcher Tages-Anzeiger dann noch etwas abgeändert wurde.

Es folgt der Wikipedia-Eintrag zu Roger Sablonier, Stand 20. Juni 2010. (Im dort ebenfalls angegebenen Nachruf auf Roger Sablonier in den "Schaffhauser Nachrichten" wird weder erwähnt, dass Roger Sabloniers Vater Jenischer war, noch, dass der Professor die Verfolgung der Jenischen durch die Pro Juventute im 20. Jahrhundert thematisierte):


"Roger Sablonier (* 16. April 1941 in Uster; † 8. Juni 2010 in Zug) war ein Schweizer Historiker.

Sablonier studierte Allgemeine Geschichte, Französische Sprachgeschichte und Mittellateinische Philologie an der Universität Zürich, in Paris und Barcelona und schloss in Zürich ab. Er promovierte 1967 bei Marcel Beck mit einer Dissertation zum spätmittelalterlichen Kriegswesen. Anschliessend arbeitete er bei einem Verlag. Von 1972 bis 1979 war er Oberassistent am Historischen Seminar der Universität Zürich. Er habilitierte sich mit einer Studie zum Adel der Ostschweiz um 1300. 1979 wurde er dort zum ausserordentlichen, 1984 zum ordentlichen Professor für Geschichte des Mittelalters berufen. 2006 wurde er emeritiert. 1981 und 1983 war er Gastprofessor an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris.

Seine Forschungsschwerpunkte waren die Geschichte der ländlichen Gesellschaft der Ostschweiz, Verschriftlichungsprozesse, die Geschichte des Ostschweizer Adels im Spätmittelalter, die politische Kultur der Alten Eidgenossenschaft, die Geschichtskultur der Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert und die museale Umsetzung von mediävistischen Erkenntnissen.

Schriften (Auswahl)

  • Gründungszeit ohne Eidgenossen: Politik und Gesellschaft in der Innerschweiz um 1300. Hier + Jetzt, Baden 2008, ISBN 978-3-03919-085-0

  • Walter Leimgruber, Thomas Meier, Roger Sablonier: Das Hilfswerk für die Kinder der Landstrasse: historische Studie aufgrund der Akten der Stiftung Pro Juventute im Schweizerischen Bundesarchiv. EDMZ, Bern 1998

  • Roger Sablonier, Werner Meyer, Guy P. Marchal: Gesellschaft, Alltag, Geschichtsbild. Walter, Olten 1990

  • Roger Sablonier, Konrad Wanner, Alfred Zangger: Inventar spätmittelalterlicher Wirtschafts- und Verwaltungsquellen im Staatsarchiv des Kantons Zürich. Historisches Seminar der Universität Zürich, 1990

  • Fällanden: Wirtschaft und soziales Leben eines Dorfes vor 1800. Chronos, Zürich 1986

  • Adel im Wandel: eine Untersuchung zur sozialen Situation des ostschweizerischen Adels um 1300. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1979, ISBN 3-525-35379-0 (Habilitation). Neue Ausgabe Chronos, Zürich, 2000.

  • Krieg und Kriegertum in der Crònica des Ramon Muntaner: eine Studie zum spätmittelalterlichen Kriegswesen aufgrund katalanischer Quellen. Lang, Bern 1971 (Dissertation)

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